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1930er-Jahre

Die Probleme der 1930er Jahre wurden in die 1930er hinein getragen und noch massiver. Es herrscht große Arbeitslosigkeit, wegen der Weltwirtschaftskrise, und auch die Wohnungssuche war immer noch ein großes Problem der Stadt Augsburg. Dennoch wurden alle kommunalen Schwierigkeiten von dem Politikwechsel des neuen Regimes unter Adolf Hitler überschattet.

War Anfang der 1930er Jahre noch die Regierung der demokratischen und liberalen Weimarer Republik aktiv, so war die »Machtergreifung« Hitlers im Jahr 1933 nicht nur das Ende der Weimarer Republik, sondern setzte auch einen drastischen Wandel von deren humanistischen und demokratischen Werten hin zu einer nationalsozialistischen und rassenfeindlichen Ideologie in Gang, der Ende 1939 zum Beginn des Zweiten Weltkriegs führte.
Schon seit Ende des Ersten Weltkriegs wurde in Deutschland ein erbitterter Kampf der Ideologien ausgefochten. Kommunismus und Nationalsozialismus standen sich unversöhnlich in einer jungen und noch wenig akzeptierten Demokratie gegenüber, wobei der Nationalsozialismus allmählich in der deutschen Bevölkerung höhere Akzeptanz fand als der Kommunismus. Die »Machtergreifung« bedeutete den Sieg des Nationalsozialismus über den Kommunismus, denn schon 1933 konnte Hitler die KPD verbieten. Dennoch gab es auch nach diesem Verbot noch kommunistischen Widerstand gegen das Nazi-Regime.

Im Sommer 1933 sammelten sich einige Jungkommunisten um Anna Pröll (geborene Nolan), Hans Müller und Georg Schwelle, um einen neuen Jugendverband der KJVD aufzubauen. Dieses Unterfangen war natürlich zu dieser Zeit bereits verboten. Deshalb versuchte die Gestapo die Mitglieder dieser Gruppe festzunehmen. Anna war 17, als sie alle in Augsburg-Oberhausen verhaftet wurden. Da sie wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« verurteilt wurde, verbrachte Anna die nächsten 26 Monate zunächst in so genannter Schutzhaft (Augsburger »Katzenstadel«) und später in Einzelhaft (Frauengefängnis Aichach), bevor sie im KZ Moringen interniert wurde.[1] Trotz der schweren Torturen und Foltern, denen KZ Häftlinge ausgeliefert waren, überlebte sie den Aufenthalt und konnte sich so bis ins hohe Alter für Antifaschismus und Demokratie einsetzen.

Der Dokumentarfilm »Anna, ich hab Angst um dich« von Josef Pröll und Wolfgang Kucera beschäftigt sich intensiv mit der Geschichte von Anna Pröll. Mehr Informationen zu diesem Projekt finden Sie unter http://anna-film.de
Anna Prölls Geschichte zeigt, dass es auch in Augsburg Bürger gab, die das politische Interesse und den Mut aufbrachten sich dem Nazi-Regime und seiner menschenverachtenden Ideologie aktiv zu widersetzen. Nicht viele Menschen taten dies, denn Verfolgung, Folter und Tod war für viele Widerstandskämpfer das Resultat ihres Mutes, die Wahrheit zu sagen und sich für diese einzusetzen.[2]

Ende der 1930er Jahre konnte man auf eine Dekade zurückblicken, in der nicht nur die fortschrittlichen Werte der Weimarer Republik verloren gingen und Verfolgung, Faschismus sowie überwachung durch die Gestapo in Deutschland Einzug hielten, sondern auch auf den Beginn des Zweiten Weltkriegs, der nicht zu Unrecht als größter und schrecklichster Krieg der Menschheitsgeschichte gilt.

Text: CHRISTIAN SPÖRL